Eine schwierige Beziehung
Seitdem ich denken kann, hadere ich mit meinem Körper und
wie er aussieht. Als Kind und Teenager war ich eher pummelig, was auch mein
Umfeld nicht unkommentiert ließ. Schon früh waren Diäten und abnehmen daher ein
Thema für mich.
Mit 13 wollte ich endlich auch schön, ergo schlank sein und
verweigerte jedes Essen nach 16 Uhr. Dinner Canceling – hatte ich mal irgendwo
gelesen, sollte super sein um dem Ideal vom schlanken Körper näher zu kommen.
In meinem Kopf zählte ich jeden kleinen Bissen Essen zusammen, den ich zu mir
nahm um nicht die Kontrolle zu verlieren. Jeden Morgen bestimmte die Zahl auf
der Waage ob ich mit guter oder schlechter Laune in den Tag starten würde.
Durch diese Selbstkasteiung schaffte ich es für circa zwei
Jahre sehr schlank zu sein. Mit dem Ergebnis, dass sich in meinem Außen nichts
änderte. Die Menschen, die mich zuvor wegen meines Übergewichts gehänselt
hatten, fanden jetzt eben eine andere Angriffsfläche.
Glücklicherweise konnte ich mein gestörtes Essverhalten
nicht lange aufrechterhalten, sodass sich mein Körpergewicht allmählich normalisierte.
Ein gutes Verhältnis zu meinem Körper hatte ich aber deshalb noch lange nicht.
Körperliebe
= Fitnesswahn ?
Heute gibt es statt Magerwahn ein neues Trendthema in der
Fitnessindustrie – die Liebe zum eigenen Körper. Von überall schreit man uns
entgegen – „Liebe deinen Körper“. Eigentlich eine wunderbare Sache, den eigenen
Körper wahrhaft lieben… wenn uns da nicht im nächsten Atemzug gesagt würde wie
diese Liebe auszusehen hat.
Die Aufforderung kommt nämlich meist von wunderschön
durchtrainierten Anbietern diverser Fitnessprogramme. In X Wochen zum
Traumkörper! Das Motto sinngemäß: „Wenn du dich an meinen Plan hältst, dann tust
du deinem Körper Gutes und dann liebst du ihn auch so richtig. – Versprochen!“
Also ich soll meinen Körper lieben, aber bitte so sehr
lieben, dass ich ihn dann verändere, optimiere und um Himmels willen endlich
fit werde.
„Strong is the new skinny!“ – Stark ist das neue dünn.
Muskulös statt mager ist jetzt also trendy. Hungern ist out – pumpen und Eiweiß
essen ist angesagt!
Ich finde es gut und wichtig regelmäßig Sport zu machen und
sich gesund zu ernähren. Dass das wichtig für die Gesunderhaltung des Körpers
ist, ist wohl hinreichend bekannt.
Doch warum muss es immer dieses Extrem sein?
Warum wird immer suggeriert, dass mein Körperfettanteil so
gering sein muss wie der des Magerquarks, den ich mir kiloweise reinziehe, wenn
ich gesund und fit sein will?
Wie oft sehe ich, zugegeben wunderschöne, durchtrainierte
Menschen auf Instagram und Youtube und bin verleitet zu glaube, dass das ein
gutes Ziel für mich ist?
Ist es legal sich ohne sichtbares Sixpack als gesund und fit
zu bezeichnen?
Liebe
entsteht durch Wertschätzung
Mein Traum ist es, mich irgendwann einfach so richtig wohl
in meinem Körper zu fühlen und nicht ständig danach zu streben ihn irgendwie zu
verbessern. In meiner Vorstellung mache ich dann tiefenentspannt Sonnengrüße in
stylischen Yoga-Klamotten und bin totaaal mit mir im Reinen.
Mit der Realität hat das alles aber leider nicht viel zu
tun. Aber ich habe einen anderen Weg für mich gefunden um meinem Ziel zumindest
etwas näher zu kommen.
Ich habe begonnen jeden Tag wertzuschätzen was für ein
verdammtes Wunder mein Körper ist.
Jeden Tag bringt mich mein Körper durch den Tag und macht
alles mit, was ich so treibe. Laufen, Baby tragen, zu viel essen, sehen, hören,
atmen und so nebensächlichen Kram. Ach ja und nebenbei hat mein Körper vor etwa
einem Jahr noch einen neuen Menschen erschaffen und zur Welt gebracht.
Wenn man sich diese immense Leistung einmal vor Augen hält,
ist es eigentlich unmöglich den Körper nicht wertzuschätzen. Jeden Abend halte
ich mir vor Augen, welch enormes Glück ich habe, dass mein Körper so gut für
mich funktioniert und arbeitet. Ist eine kleine Rolle Bauchspeck da nicht
einfach total egal? Ja, ist es nicht beinahe schon unverschämt den Körper wegen
äußerlicher Makel zu rügen, bei allem was er für uns tut?
Jeden Abend bedanke ich mich also bei meinem Körper für
seine gute Arbeit… und mache jeden Tag ein 15 – 20 Minuten Tone it up - Workout mit Karena und Katrina. Hä? Wie jetzt?
Der Unterschied zu früher ist, ich mache dieses Workout
nicht für die vermeintliche Bikini Figur oder die Größe 36, sondern weil es
meinem Körper gut tut, weil es ihm hilft zu funktionieren.
Diese 15 – 20 Minuten täglich sind mein kleiner bescheidener
Dank an meinen Körper. Ich finde er hat es mehr als verdient.
Wann hast du deinen Körper das letzte Mal so richtig
wertgeschätzt?
Nachtrag: Einen wundervollen Podcast, der das ganze auf den Punkt bringt, findet ihr bei der wundervollen Laura Malina Seiler
Nachtrag: Einen wundervollen Podcast, der das ganze auf den Punkt bringt, findet ihr bei der wundervollen Laura Malina Seiler